„Olympia 2024 war sensationell“
Mit einer Silbermedaille kehrte Kai Häfner, Top-Spieler des Handballbundesligisten TVB Stuttgart, von den Olympischen Spielen heim. Im Gespräch mit dem extend Magazin wirft der 35-Jährige einen Blick zurück auf das Turnier und in seine persönliche Zukunft.
Olympische Spiele, Viertelfinale. 13 Sekunden vor Schluss führt Frankreich mit zwei Toren. Haben Sie da noch an den Sieg geglaubt?
Wenn ich ehrlich bin, nein. Ich dachte: „Schade, wieder so knapp am Erfolg vorbei.“ Wenn man sich die Fakten betrachtet, war es fast unmöglich, gegen so eine Mannschaft noch das Spiel zu drehen. Das passiert vielleicht nur einmal in der Karriere. Ich bin froh, dass es in diesem wichtigen Spiel gelungen ist.
Im Halbfinale gegen Spanien gab es gleich den nächsten Krimi…
Immer gegen Spanien – da ist fast jedes Spiel ein Krimi! Und den konnten wir, wie in der Vorrunde, auch für uns entscheiden. Da hat uns natürlich Andreas Wolf im Tor sehr geholfen.
Wieso hat es nach diesen Top-Leistungen im Finale nicht ein drittes Mal geklappt?
Unsere Mannschaft wollte natürlich unbedingt Olympiasieger werden. Vielleicht war die mentale Anspannung zu groß. Die beiden Spiele davor waren sehr intensiv, da war ein wenig die Luft raus. Natürlich war es sehr ärgerlich. So ein Olympia-Finale spielt man ja meistens nur einmal in seiner Karriere. Andererseits waren die Dänen auch wirklich die beste Mannschaft des Turniers.
Wie ist Ihre persönliche Bilanz von Olympia 2024?
Das Handballturnier war sensationell. Darüber hinaus waren die ganzen Olympischen Spiele fantastisch. Man hat gesehen, dass die Franzosen in jeder Hinsicht einfach Bock auf dieses Event hatten. Die Arenen, die Leute, die Stimmung, die Atmosphäre haben das gehalten, was man sich als Teilnehmer immer erträumt. Und die Silbermedaille war für uns das i-Tüpfelchen.
Kai Häfner bei den Olypischen Spielen 2024
Haben Sie viel von der Olympia-Atmosphäre mitbekommen?
Auf jeden Fall! Es war viel besser als bei den Coronaspielen in Tokyo. Die Stimmung und Atmosphäre im Olympischen Dorf war sensationell. Wir hatten auch die Möglichkeit, ein paar andere Wettkämpfe anzuschauen. Aber auch die Stimmung beim Handballturnier war atemberaubend. Das Frankreich-Spiel war da ein großes Highlight.
Haben Sie die ganze Zeit im Olympischen Dorf gewohnt?
Wir haben fast die ganze Zeit dort gewohnt. Nur für die K.o.-Spiele sind alle Handballmannschaften nach Lille umgezogen, weil die Stadt drei Stunden von Paris entfernt liegt. Nach dem Finale sind wir wieder ins Olympische Dorf zurückgefahren, um an der Abschlussfeier teilzunehmen.
Sie waren erst in letzter Sekunde in den Kader gerückt, für Sie war es quasi das Turnier der letzten Sekunden.
Hätte mir jemand drei Wochen vor Olympia gesagt, dass ich mit nach Paris fahre und dort Silber hole, dann hätte ich das nicht geglaubt. Von daher ist das Turnier etwas ganz Besonderes – und ich bin sehr, sehr dankbar dafür.
Inzwischen hat Sie der Ligaalltag wieder. Wie fühlt man sich da?
Wenn man mit einer Medaille um den Hals von so einem Turnier heimkommt, gibt einem das sehr viel Energie. Dann sind die Trainingseinheiten gleich viel angenehmer.
Wir gehen für die nächste Frage ganz weit zurück. Wie sind Sie eigentlich zum Handball gekommen?
Das ist wirklich ein großer Sprung. Ich habe, seit ich laufen konnte, immer irgendetwas mit dem Ball gemacht. Mit vier oder fünf Jahren war ich bei den Handball-Minis. Aber ich habe auch verschiedene Sportarten ausprobiert wie Fußball und Tennis – und bin dann doch beim Handball hängen geblieben. Dafür hatte ich deutlich mehr Talent als in den anderen Sportarten.
Kommen Sie aus einer Handballer-Familie?
Mein Vater hat früher auch Handball gespielt und mich auch bis zur A-Jugend trainiert.